Forums-Blog - Von der Due Diligence zum Friedrichshain
Von der Due Diligence zum Friedrichshain

Von der Due Diligence zum Friedrichshain

26.08.2012 20:47

Ich war schon mal in New York. Aber ich war noch niemals in Timbuktu, noch niemals auf Hawai – und noch niemals in Berlin-Friedrichshain. Bis vor kurzem jedenfalls. Noch vor acht Wochen war Berlin-Friedrichshain für mich in gewisser Weise wie Timbuktu. Geographisch viel näher, aber doch ganz weit weg, von meinem Kopf, meinem Herzen und überhaupt. Zwischendurch, klar, hatte ich ein bisschen darüber gelesen und aufgeschnappt: Da geht was ab. Aber es war mir halt so fern wie Herrn Rösler eine bacchantische Orgie sein mag...

Der Westen Berlins war mir recht vertraut, hatte ich doch in Vorwendezeiten schon mal anderthalb Jahre in Charlottenburg gelebt und gearbeitet. Von Ost-Berlin kannte ich damals wenig, fuhr ab und an sonntags mit der S-Bahn vom Savignyplatz zum Bahnhof Friedrichstraße, jedesmal mit ein bisschen Bammel vor den vielen Grenzern und Vopos, die einen dort in Empfang nahmen. Dann ging ich ein bisschen auf und ab, mal zum Alexanderplatz oder woanders hin, sah mit Grausen die diarrhoe-grau-braunen Häuser und fuhr irgendwie deprimiert wieder nach Hause in die westliche Mommsenstraße. Ich war niemals in Berlin-Friedrichshain gewesen.

Szenenwechsel, Jahre später. Berlin in den 90ern. Ick war baff: Ost-Berlin, wie hast du dir verändert, wie hast du dir jemausert! Das historische Zentrum elegant, schicker, am schicksten. Am Prenzelberg steppte ich unzählige Male mit dem Bären. Ich eroberte mir ganz unbekannte Kieze. Ich war jedoch immer noch nicht in Berlin-Friedrichshain gewesen.

Szenenwechsel, 1.Juli 2012: Bruder und Mutter eröffnen mir, dass sie vor vielen Jahren in Berliner Immobilienfonds investiert hätten. Nun stünden in Kürze wichtige Entscheidungen bevor. Ob ich mich darum kümmern könnte? Ausgestattet mit Vollmachten und einem dicken Aktenordner-Stapel versuchte ich, mich in die Materie einzuarbeiten. In tage- und nächtelanger Kleinarbeit wühlte ich mich also durch Bilanzen, Zahlen, Protokolle und Due Diligence-Verfahren, durchs Netzinfos und -portale. Es gab Anhaltspunkte für die bevorstehenden Entscheidungen, doch nichts brachte mich wirklich weiter.

Ich musste wenigstens einen kurzen Real-Blick in dieses unbekannte Terrain werfen. So stand ich denn am Tag der Außerordentlichen Gesellschafterversammlung, am 13.07.2012, um 8 Uhr morgens bei grauem Himmel und Nieselregen in Berlin-Friedrichshain.

Und verliebte mich auf den ersten Blick. In einen Stadtteil einer Großstadt. Ein ehemaliges Arbeiter-Viertel, das heute bunt und facettenreich ist, mit vielen Mikro-Kosmen. Zwischenzeitlich bin ich noch ein paarmal in Berlin gewesen. Um genauer zu sein: fast ausschließlich in Berlin-Friedrichshain. Der Coup de Foudre wandelt sich allmählich zum wärmenden Öfchen, jedesmal ein bisschen vertrauter. Weit weg von Due Diligence-Analysen, ja. Aber für mich mindestens ebenso aufschlussreich.

Wie ich bei der Beschlussfassung im Namen meiner Familie votiert habe? Ich glaube, Sie können es sich denken...

Auch wenn meine Impressionen flüchtig sein mögen, natürlich komplett subjektiv und persönlich: Ich möchte Sie gerne daran teilhaben lassen. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen, ein Gefühl für „seine“ Immobilie zu entwickeln.

Demnächst also hier, in loser Folge, „Geschichten aus meinem Friedrichshain“.


Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Alle Beiträge der Administratoren sind urheberrechtlich geschützt. copyright by Optima-Group in 2012


Xobor Xobor Blogs
Datenschutz